GESCHICHTEN AUS DEM PARKHOTEL


Gudrun Lange: Der Mythos der Kakadu Bar lebt

Am 17. Februar 2021 feiert die Kakadu Bar ihr 15-jähriges Jubiläum nach der Wiedereröffnung im Jahr 2006. Der 'Kakadu' zähle zu den Wahrzeichen des Dresdner Bürgertums wie die Frauenkirche oder das Blaue Wunder, schrieb einst die Tageszeitung DIE WELT. „Die Kakadu Bar - ein Mythos im Osten," berichtete Ulrich Wickert in den Tagesthemen.

Zahlreiche Geschichten haben sich in der legendären Bar zugetragen. Wenn die Wände reden könnten, hätten sie viel zu berichten. Schöne, tragische und sicher auch lustige Begebenheiten. Viele Momente hat auch Klaus-Dieter Lange als Barkeeper erlebt. Leider ist „KDL“, wie er in der Kakadu Bar nur genannt wurde, bereits verstorben. Seine Frau Gudrun Lange kennt viele Geschichten, die er ihr erzählt hatte. Viele Dokumente, Bilder und andere wichtige Erinnerungen hat sie aufgehoben. Die Kakadu Bar war ein wichtiger Bestandteil seines Lebens.

Es war Januar 1975, als KDL im Parkhotel anfing. Sein Traum war es immer schon, als Barmixer zu arbeiten. Als dann die Kakadu Bar wiedereröffnete, sah er die Chance, seinen Traum zu leben. Am Ende war er bis Juni 1991 in diesem Haus beschäftigt.

Eine seiner Spezialitäten war auch die Prärie-Auster. Ein Getränk, welches gern gereicht wurde, wenn ein Gast einen Drink zu viel hatte. Hauptbestandteile des Cocktails waren Eigelb und Tomaten-Ketchup sowie Worcestersauce, Olivenöl, Salz und Pfeffer. „Mein Mann war mit Leib und Seele Barmixer“, berichtet seine Frau.

Das Parkhotel und allen voran die Kakadu Bar haben sich auch auf der Galopprennbahn in Dresden beim Pferderennen präsentiert. Auch KDL durfte zusammen mit seinem Chef Gerd Weber Präsentkörbe überreichen. In der Bar waren auch immer wieder berühmte Persönlichkeiten zu Gast und haben dort gefeiert. Aber dies wurde stets diskret behandelt.

Eine besondere Begebenheit trug sich am 09. November 1989 zu. Die Bar hatte geöffnet, war gut besucht und eine Band spielte gerade. Einen ersten Anruf seiner Frau mit der Nachricht des Mauerfalls wollte KDL erst gar nicht glauben und legte sicherheitshalber lieber auf. Er war so perplex, dass ihm die Worte fehlten. Erst ein zweiter Anruf und die Bekräftigung ließen ihn realisieren, was geschehen war. Doch dann agierte KDL sehr besonnen, schnell und clever. Gemeinsam mit seinen Kollegen kassierten sie bei den Gästen die Drinks ab und ließen danach die Band den Mauerfall verkünden. Binnen weniger Sekunden strömten alle nach draußen, die Bar war leer – aber nicht die Kasse.

KDL hat viele Momente in der Bar erlebt, hat vielleicht den ersten gemeinsamen Drink an ein Paar ausgeschenkt, welches heute noch zusammen ist. Und bestimmt hat er auch Streitigkeiten miterlebt, wenn die Eifersucht mitspielte. Die aber wohl persönlichste und emotionalste Geschichte erlebte er viele Jahre später. Als die legendäre Bar 2006 wiedereröffnete fand ein Interview mit ihm, seinem damaligen Chef und der Sächsischen Zeitung statt. Diesen Artikel las eine Frau - seine Schwester. Viele Jahre hatte sie erfolglos nach ihrem Bruder gesucht, denn sie hatten sich seit der Kindheit nicht mehr gesehen. Keiner hatte Kenntnis vom Aufenthalt des anderen. Nach einem Anruf bei der SZ-Redaktion wurde mit Hilfe der Redakteure ein telefonischer Kontakt hergestellt. Zwei Tage nach Erscheinen des Artikels fand das langersehnte Wiedersehen endlich statt.

Manche Legenden aus der Kakadu Bar sind wahr, einige mit Fantasie ergänzt und andere haben sich so nie ereignet – oder sollten diese Geschichten nur nicht veröffentlicht werden? Eins ist am Ende jedoch klar: Die Kakadu Bar ist und bleibt ein Mythos, welche hoffentlich noch viele weitere Geschichten zu erzählen hat.