AUF EINEN KAFFEE MIT...


RUTH BOTHE

Ein Wohnzimmer in Dresden, mit vielen persönlichen Bildern an den Wänden, Antiquitäten in den Schränken und mittendrinn auf einer Couch sitzt eine ältere Dame umgeben von einer Aura des alten Charmes der Siebziger. Ruth Bothe ist 89 Jahre alt und hat im Parkhotel Dresden als Rezeptionistin gearbeitet. Sie umgibt eine Ausstrahlung, bei der die Zigarette und die dazugehörige Rauchwolke nicht fehlen darf, aber auch dies tut Ruth mit Stil. Auf ihrem Schoß ein Bilderalbum mit zahlreichen Erinnerungen. Viele Fotos stammen aus ihrer Zeit im Parkhotel. Sofort fängt sie zu erzählen an, mit einen Glanz in den Augen und einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Bei Kaffee und Kuchen erklärt sie: „Im Parkhotel war immer etwas los – das Haus war lebendig, offen und zu jeder Zeit spannend.“

Als Kind kam sie aus Schlesien nach Dresden, heiratete später und arbeitete an der Rezeption des Parkhotels. Ihr Mann war Musiker, auch wenn sie uns mit einem Schmunzeln erklärt, dass es bessere Künstler gab. Bands wie die Theo Schumann Combo gingen im Haus ein und aus und sie erzählt, dass es immer schwierig war Karten für die Kakadu Bar zu bekommen. „Es gab Zeiten, da ging es nur über Beziehungen“, ergänzte die 89-jährige Dame. Die Feierlichkeiten im Parkhotel waren legendär, ob für die Gäste oder für das Personal. 

Auch Tauschgeschäfte gab es zur sozialistischen Zeit immer mal wieder. Viele Sachen waren eine Rarität und so kam es des Öfteren vor, dass eine gute Salami gegen Eintrittskarten für die Oper getauscht wurden.

An der Rezeption hat sie viel erlebt. Bei manchen Begebenheiten hüllt sie sich mit einem Schmunzeln in Schweigen, schwelgt noch heute in Erinnerungen und berichtet, dass viele Persönlichkeiten im Parkhotel Gäste waren. Und dies aus den verschiedensten Bereichen – ob Künstler*innen, Schauspieler*innen, Unternehmer, Ärzte oder auch Leute aus der Politik. „Einer von ihnen ist heute ein hoher politischer Kopf - ich kann mich noch an seine Zimmernummer 22 erinnern“, berichtet sie.

Bei ihren Erzählungen hat Ruth immer einen Witz oder eine Anekdote auf den Lippen und legt mit einer sofort los: „Ich erinnere mich noch daran, dass wir in einer Weihnachtskarte auch Grüße an die Frau ausgerichtet haben, nur war er nicht mit seiner Frau im Parkhotel, sondern mit seiner Geliebten.“ Ja, auch das gab es. Damals ein ungewollter und schrecklicher Fauxpas – heute eine Geschichte, über die jeder lächelt.

Am Ende hat Ruth noch einen Wunsch für das Haus: „Möge das Parkhotel an alte Glanzzeiten anknüpfen können, sobald dies wieder möglich ist. Die Leute sollen feiern, tanzen, lachen und vor allem Freude haben – so wie wir früher.“