GESCHICHTEN AUS DEM PARKHOTEL


Steffen Ludwig: „Ich hätte es bereut, nicht im Parkhotel gearbeitet zu haben!“

Als das Parkhotel im Jahr 1914 eröffnet wurde, ahnte kaum jemand, zu welcher Institution auf dem Weißen Hirsch sich das Haus über die Jahre entwickeln würde. Aufwendig inszenierte Bälle und rauschende Feste fanden großen Anklang, prominente Persönlichkeiten gaben sich die Klinke in die Hand. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus beschlagnahmt und ab den fünfziger Jahren erneut zum beliebten Veranstaltungsort - bis Anfang der neunziger Jahre.

Das Parkhotel Dresden erstrahlt heute in neuem Glanz. Seinen historischen Charme hat es jedoch nie verloren und die Geschichten, die es schrieb, sollen nicht in Vergessenheit geraten. So auch nicht die Erlebnisse von Steffen Ludwig.

Der heute 73-Jährige fing 1976 im Parkhotel an - und er war einer der Letzten, die 1992 das Haus verließen. Die Bar, die er betreute, blieb am längsten geöffnet. Sein Resümee: „Ich hätte es bereut, nicht im Parkhotel gearbeitet zu haben!“ Auch im Jahr 2021 blickt Ludwig gern auf diese besondere Zeit zurück – manches Mal mit einem Kopfschütteln, meist aber mit einem Lächeln.  

Ursprünglich war es der kurze Weg zwischen Arbeit und Wohnung, die Ludwig animierte, den Job im Parkhotel anzunehmen. Doch aus der puren Logik wurde bald Leidenschaft – und auch Ludwigs Frau schloss sich ihm an. Er fing als Oberkellner mit Revier und Lehrfacharbeitertätigkeiten an. Die Lehrlinge hat er gern betreut und ihnen viel beigebracht, denn es war ihm wichtig, dass aus ihnen gute Facharbeiter wurden. Die Azubis wurden gefordert, aber erhielten auch die wichtige Anerkennung. Später wurde er Lehrbeauftragter und auch Restaurantleiter. Dann rief die Kakadu Bar nach ihm. Nachtschichten bis vier Uhr morgens gehörten nun zu seinem Alltag. Mit der Zeit wurde eine zweite Bar eröffnet und zu seinem neuen Arbeitsplatz. Jene Bar betreute er bis zum Schluss. Übrig blieb nur eine Flasche Whisky.

Viel hat Ludwig in den Jahren erlebt – von diebischen Gästen, die selbst Schilder abschraubten, bis zu einer Rettungsmaßnahme bei einer drohenden Erstickung war alles dabei. Zum beliebtesten Klau-Objekt avancierte das Besteck. Aus diesem Grund wurde es auch mit dem Spruch „Geklaut im Parkhotel“ bedruckt.

Im Haus dinierte und feierte die prominente Gesellschaft vom Weißen Hirsch, Bessergestellte sowie die Künstler-Prominenz. Einige von ihnen kamen in den Luxus eines Stammtisches. Sie bedankten sich in Form von netten Gesten oder kleinen Aufmerksamkeiten – eine Kristallvase hat der Rentner noch heute.

An der Bar wurde für gute Freunde die Wodka-Cola mit der Rarität Pepsi gemixt. Die verräterischen Dosen mussten natürlich einfallsreich entsorgt werden. Auch erfinderisch musste er immer wieder sein. Es gab keine ordentliche Eismaschine, also musste ein altes ungarisches Exemplar repariert werden – Ersatzteile Mangelware. Doch einige Gäste konnten im Tausch mit vier Gin Tonic Hilfe leisten. Getreu dem Motto: Eine Hand wäscht die andere.

Die vielen Erlebnisse hat er mit seiner Frau geteilt und auch seine Tochter denkt noch gern an die Kindheit im Parkhotel zurück. Für Steffen Ludwig war das Parkhotel nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern ein wichtiger Teil seines Lebens.